Die Welt befindet sich seit längerem in einer Reihe von Krisen aus Finanzen, Wirtschaft, Energie, Klima, Migration und Gesundheit. Während der aktuellen Corona-Pandemie droht unserer Gesellschaft eine Spaltung in GewinnerInnen und VerliererInnen. Wir nutzen die Gelegenheit beim Jahreswechsel zum Dank und Aufruf zu Gemeinwohl und Solidarität.
Aktuell hinterlässt die Corona-Krise tiefe Wunden in Gesellschaft und Wirtschaft. Es wird kälter und unpersönlicher in unserem Land. Würdevolles Sterben ist erschwert. Ungleichheiten werden schonungslos offengelegt. So stiegen schweizweit die Vermögen der Reichsten. Gleichzeitig bangen viele Menschen um ihre Existenz. Jene mit tieferen Einkommen sind von dieser Krise besonders stark betroffen. Auch im Bildungsbereich verdeutlichen sich Unterschiede. Während dem Fernunterricht der Volksschule erreichten Kinder und Jugendliche mit Eltern ohne Studienabschluss deutlich schlechtere Lernerfolge als jene aus Akademikerfamilien.
Diese Pandemie fordert uns alle. Wir navigieren auf einem Kurs voller Unsicherheiten und offenen Fragen. Entscheidend ist, dass wir diese Krise solidarisch und gemeinsam bewältigen. Einzelne dürfen nicht auf Kosten anderer profitieren. Niemand darf auf der Strecke bleiben. Die Gesundheit der Bevölkerung hat oberste Priorität. Gesundheitspolizeiliche Einschränkungen müssen von Massnahmen begleitet werden, welche Betroffenen eine schnelle, unbürokratische Unterstützung garantieren und Einkommensausfälle kompensieren. Kapitalgewinne dürfen nicht – wie beim enttäuschenden Scheitern des Erlasses von Geschäftsmieten – über die Arbeit gestellt werden. Unser Ziel ist, Konkurse und Arbeitslosigkeit zu verhindern und die Kaufkraft der Bevölkerung zu erhalten. Zudem setzen wir uns für gute Arbeitsbedingungen und Löhne ein.
Dieser Jahreswechsel bietet Gelegenheit zum Dank. Dies ist in schwierigen Zeiten besonders wichtig. Wir danken der Standeskommission und den Mitarbeitenden der kantonalen Verwaltung für ihr schnelles Umsetzen von ersten Massnahmen, um in dieser Krisensituation die Gesundheit zu schützen und Einkommen und Arbeitsplätze zu sichern. Ein herzlicher Dank geht an die Mitarbeitenden aller Berufsgruppen, welche dafür sorgen, dass Innerrhoden auch während der Corona-Pandemie funktioniert. Alle verdienen grossen Respekt. Viele sind extrem belastet. Dabei handelt es sich auch um unterbezahlte Jobs, die häufig in Teilzeitanstellungen und von Frauen unter erschwerten Corona-Bedingungen ausgeführt werden. Selbst gesunde und leistungsfähige Betriebe und Selbstständige die alles daransetzen, dass unsere Wirtschaft während der Corona-Pandemie so gut wie möglich überlebt, bangen unverschuldet um ihre Existenz. Das Pflegepersonal in Spitälern, Alters- und Pflegezentren sowie bei der Spitex ist durch ihre anspruchsvolle und kräftezehrende Arbeit im Dienst von uns allen extrem belastet.
Doch schöne Worte allein reichen nicht. Es braucht Taten. Wir rufen zu Gemeinwohl und Solidarität auf. Wir wenden uns an Betroffene aller Branchen, die an Belastungs- oder Existenzgrenzen stossen. Melden Sie sich! Sie haben das Recht auf Unterstützung – zumal davon auszugehen ist, dass sich diese Krise noch längerfristig auswirken wird. Wir sind überzeugt, dass gemeinsame und solidarische Lösungen zur Bewältigung dieser Krise in unserem reichen Kanton möglich sind – ganz im Sinne unserer Bundesverfassung, dass sich die Stärke des Volkes am Wohl der Schwachen misst.
Wir wünschen Ihnen viel Zuversicht, Gesundheit und einen guten Start ins Jahr 2021.
Für die SP AI
Martin Pfister, Präsident