Die «Trinkwasser-Initiative» verlangt, dass Direktzahlungen nur noch an Landwirtschaftsbetriebe ausbezahlt werden, die weder Pestizide noch vorbeugend Antibiotika einsetzen und ihren Tierbestand aus eigenem Futter ernähren können. Die «Pestizid-Initiative» fordert ein Verbot des Einsatzes von synthetischen Pestiziden in der landwirtschaftlichen Produktion, in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und in der Boden- und Landschaftspflege. Ebenso dürfen keine Lebensmittel eingeführt werden, die synthetische Pestizide enthalten oder mit deren Hilfe produziert worden sind.
Für die SP AI ist klar: Die Bauern erfüllen eine wichtige Funktion in unserem Land. Sie tragen zur Ernährungssicherheit bei und bewirtschaften unser Kulturland. Die heutige Realität zeigt: Es wird immer intensiver produziert und konsumiert. Für Landwirte wird es immer schwieriger, im Einklang mit der Natur zu arbeiten. Sie stehen unter starkem Druck der ökonomischen Logik: «Wer intensiv produziert, profitiert.»
Das Hamsterrad dieser industriellen Landwirtschaft dreht sich immer schneller. Betriebe werden grösser und intensiver bewirtschaftet. Der Import von Tierfutter steigt seit Jahren. Die Schweiz bringt europaweit am meisten Dünger aus. Pestizide versprechen den Bauern grosse Erleichterungen und der Industrie hohe Gewinne. Die Schattenseiten dieser Entwicklung sind offensichtlich: zu viel Pestizide, zu viel Nitrat und zu viel Antibiotika. Den Preis dafür bezahlen wir mit dem Verlust der Artenvielfalt, mit überdüngten Böden und Pestizidrückstände im Trinkwasser.
Appell an das industrielle-Agrarsystem»
Das «Ja» zu beiden Agrarinitiativen ist nicht gegen die Bauern gerichtet. Die meisten haben keine Wahl. Sie sind gezwungen, sich dem ökonomischen Druck eines immer höher getriebenen industriellen Agrarsystems anzupassen. Und die Politik versagt sträflich. Das Parlament – unter starkem Einfluss des Bauernverbands und der mächtigen Agrarlobby – hat es verpasst, der vom Bundesrat vorgeschlagene «Agrarreform 22+» zuzustimmen. Diese Reform hätte Umweltbelastungen und den Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen deutlich reduziert. Nun bleiben die beiden Agrarinitiativen als einzige griffige Alternative, um die Weichen für eine deutlich umweltfreundlichere Landwirtschaft zu stellen. Die SP AI sagt «Ja» zu beiden Initiativen. Denn sauberes Trinkwasser und gesunde Böden sind beste Grundlagen für ein gesundes Leben – auch für künftige Generationen.
Für die SP AI ist klar: Die Wende zum besseren Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen in der Landwirtschaft schaffen wir nur gemeinsam. Alle – die Agrarkonzerne, die Agrochemie, der Dünger- und Futtermittelhandel, die Grossverteiler, der Zwischenhandel, die landwirtschaftlichen Produzenten, bis hin zu den Konsumenten – sind aufgefordert, ihren Beitrag zum besseren Schutz unserer natürlichen Grundlagen zu leisten. Es ist höchste Zeit dazu. Auch wenn die Herausforderungen gross sind, sollten wir diese Chance nutzen. Für nötige Anpassungen und Innovationen sehen die Initiativen eine Frist von acht bis zehn Jahren vor.
Zum Schluss noch dies: Die SP AI hält die vielfältige Debattenkultur, die unsere direkte Demokratie auszeichnet, hoch. Sie grenzt sich deutlich von der Hetze und von Vandalenakten ab, die den aktuellen Abstimmungskampf zu den Agrarinitiativen leider je länger je mehr überschatten.