Die Stipendieninitiative hat zum Ziel, das Stipendienwesen Schweiz weit zu harmonisieren. Ausbildungsbeiträge für Studierende sollen so ausgestaltet werden, dass ein minimaler Lebensstandard garantiert ist und in Härtefällen die Lebenshaltungskosten von Studierenden deckt. Damit soll der Zugang zu Bildung allen offen stehen, die entsprechende Fähigkeiten mitbringen.

Weil es für die Kantone keine verbindlichen und klaren Regeln zur Stipendienberechnung gibt, herrscht in unserem kleinen Land eine massive Ungleichbehandlung. Im Kanton Waadt ist beispielsweise die Chance für ein Stipendium fast dreimal so gross wie im Kanton Glarus und die Beiträge sind mehr als doppelt so hoch wie im Kanton Neuenburg. Unser Kanton steht bezüglich Ausbildungsbetrag und Anteil der BezügerInnen im Mittelfeld. Auch die Vorgaben des 2013 in Kraft getretenen Stipendienkonkordats, dem allerdings nicht alle Kantone angehören, sind nicht ausreichend um eine Chancengerechtigkeit zu erreichen. Nach wie vor hat jeder Kanton sein eigenes System.

Letztlich führt die heutige Praxis dazu, dass nicht alle Studierenden, die Stipendien benötigen, Ausbildungsbeiträge in richtiger Höhe erhalten. Bereits heute arbeiten über 75% der Studierenden, um ihre Ausbildung zu ermöglichen. In zeitintensiven Studiengängen im Gesundheitsbereich, in der Architektur oder in Fachrichtungen mit obligatorischen Praktiken, aber auch in Vollzeitausbildungen an einer höheren Fachschule, ist es fast unmöglich nebenher zu arbeiten. Für viele ist dies ein Problem, da sie aufgrund ihrer Arbeitstätigkeit ihre Ausbildung nicht in der vorgesehen Zeit beenden können. Dadurch erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Studium abgebrochen wird. Dies trifft vermehrt Studierende aus finanziell schlechter gestellten Familien. Dadurch gehen der Wirtschaft dringend benötigte Talente verloren.

Ein Stipendium ermöglicht ein kürzeres Studium. Wer angemessene finanzielle Unterstützung erhält, muss daneben weniger arbeiten und steht der Wirtschaft schneller als gut ausgebildete Fachkraft zur Verfügung. Denn der aktuelle Fachkräftemangel trifft gerade jene Stellen besonders stark, die einen höheren Fachschulabschluss oder ein Hochschulstudium voraussetzen.

Die SP AI sagt «Ja» zu dieser Stipendieninitiative. Sie schafft einen Schweiz weit fairen Zugang zu Bildung. Diese Investition in zukünftige Generationen wird künftig unser Land als Forschungs- und Wirtschaftsstandort stärken und international wettbewerbsfähig halten.

Website des Pro-Komitees

17. Mai 2015