Der 8. Mai ist 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein Feier- und Gedenktag. Es geht um Erinnerungen an Vergangenes, aber auch um Verbindendes zu heute. Aktuell leben wir mit der Corona-Krise in ausserordentlichen Zeiten. Jedes Land ist hauptsächlich mit sich selbst und seinen eigenen Rettungsprogrammen beschäftigt. Unsere Regierung fällt Entscheidungen im Notrecht – wie während dem Zweiten Weltkrieg. Gerade jetzt ist es wichtig, den Blick auch über die geschlossenen Landesgrenzen hinaus zu richten. Die Corona-Krise macht die globalen Ungleichheiten besonders deutlich. Nicht alle sitzen im gleichen Boot. Diese Krise führt uns den Wohlstand hier und das Elend dort unmissverständlich vor Augen. Wir können es uns in unserem reichen Land leisten, mit Milliarden aus der Bundeskasse grösste wirtschaftliche Not zu lindern. In Flüchtlingslagern vor der «Festung Europa», wo prekäre Zustände herrschen und nicht genügend sauberes Trinkwasser verfügbar ist, scheitern jedoch bereits die elementarsten Hygienemassnahmen.
Am Feiertag zu 75 Jahre Frieden in Europa sind wir aufgerufen, auch global ein solidarisches Zeichen zu Gunsten besonders Bedürftiger zu setzen – zum Beispiel mit der Interpellation, welche der St. Galler Ständerat Paul Rechsteiner an den Bundesrat richtet. Rechsteiner regt an, diesen Gedenktag für Frieden und Demokratie würdevoll zu feiern. Als Zeichen unserer Dankbarkeit und als Akt der Solidarität schlägt er vor, international koordiniert, eine Anzahl besonders bedrohter Flüchtlinge aufzunehmen und dem chronisch unterfinanzierte UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, das in Krisengebieten unverzichtbare Hilfe leistet, einen zusätzlichen Geldbetrag zu sprechen.
Am 8. Mai ist ein Feiertag, an dem wir aufgerufen sind, dankbar auf 75 Jahre Frieden zurückzuschauen und zur globalen Linderung prekärer Lebensumstände ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Dafür soll auch die vor fünf Jahren in Kau gepflanzte Friedenslinde ein Symbol sein.